Schweden 2022

Reisebericht von Melina Meyer

Vom HKO bekommt man nie genug und das ist mir über diese neun HKOtastischen Tage mal wieder klar geworden. Und damit Hej, denn dieses Jahr ging es für uns nach Schweden, das Land der Elche und der roten Häuser, aber vor allem das Land des Knäckebrots. 

Und damit fing unsere Reise auch an: mit Knäckebrot. Denn nach einer unglaublich langen Busfahrt voller Vorfreude, wunderschönen Gesängen und was man eben so macht auf einer Busfahrt sind wir abends im Stiftsgarden Tallnäs, einem hübschen, großen Herbergsgelände an einem See in Smaland, wo alle Häuser aussehen wie bei Astrid Lindgren, angekommen. Wir haben alles aus dem Bus ausgeladen und nach getaner Arbeit gab es für uns eine Abendfika. Fika ist ein traditioneller schwedischer Snack, der meist süß ist. Für uns bestand er allerdings aus Knäckebrot und Knäckebrot, achja und Knäckebrot und so anderem Brot. Dabei waren die, die für das Brot zuständig gewesen waren, wohl nicht die besten in Mathe gewesen, denn es wurde etwas knapp, sodass wir peinlich genau die Scheiben abzählen mussten und jeder bekam eine Scheibe helles Knäckebrot, eine Scheibe dunkles Knäckebrot, eine halbe Scheibe von so nem Löcherbrot und sogar zwei Scheiben von so nem anderen Knäckebrot. So oder so ähnlich war das wohl, hab den Überblick über diese ganzen Brote verloren. Danach haben sich noch ein paar mutige (komplett bekloppte) von uns zusammengeschlossen für eine Runde Nachtbaden im See. An diesem Abend wurde auch unser Abendritual eingeführt, bei dem es darum ging, sich jeden Tag eine kleine Geschichte auszudenken, bei denen man bei bestimmten Keywords Geräusche oder Bewegungen mitmacht (schwer zu erklären, war aber lustig). Eigentlich sollten dies in Dooses Vorstellungen kleine lustige Mini-Geschichten sein, aber im Endeffekt wurden sich fast immer nur Geschichten über das Orchester und seine Mitglieder ausgedacht und so wurden manche normalen Sätze von uns zu Sätzen, die uns die gesamte Reise verfolgten. Besonders Björns Spruch „Ihr seid alle soooo cool“ wurde zu unserem Motto, oder Steffens Satz „Das ist doch Käse“ wird ihn für immer verfolgen. 

Am nächsten Tag (Mittwoch) haben wir unseren Übemarathon gestartet und die nächsten zwei Tage bestanden nur aus Üben, Baden, Schlafen, Essen, Supa Uschi spielen (ein Spiel mit einer Klobürste, bitte fragt nicht) und üben, denn am Freitag stand schon unser erstes Konzert auf dem Plan.Konzert Neben uns war in der Herberge noch eine lustige schwedische Rentnertruppe, die uns unbedingt noch einmal spielen hören wollten und so kam irgendwer auf die grandiose Idee, dass wir uns zur prallen Mittagssonne mit dem gesamten Orchester vor den Essenssaal setzen und den netten Omis und Opis, welche im Schatten saßen, Peer Gynt vorzuspielen. Das war eine der dümmeren Ideen des HKOs und nach einer halben Stunde war uns so heiß, dass wir leider erstmal wieder baden gehen mussten, bevor wir weiter üben konnten, aber Omi und Opi haben sich gefreut und das ist die Hauptsache. 

Am Freitag sind wir, wie geplant nach Värnamo gefahren und hatten dort noch kurz Zeit zum Einkaufen und danach kurze Anspielprobe und das Konzert in der Värnamo Kyrka. Es war trotz ein paar Fehlerchen ein wunderschönes Konzert und als dann Björn wieder sein Rachmaninoff Solo auf dem Flügel spielte, war meine Aufregung wie verflogen und ich war einfach froh, mit diesem Orchester hier zu sein. Neben dem Rachmaninoff haben wir unter anderem noch Teile aus Peer Gynt von Edvard Grieg, die Feuerwerksmusik von Händel, den slavischen Tanz Nr. 8 von Dvorak und Sleepers Wake von Bach gespielt. Außerdem ist eines meiner Lieblingsstücke Aggression von Jens Zimmert, dem besten Reisebeauftragten, oder wie ihn Achmed der Busfahrer gerne genannt hat: Tourneechef, Dirigenten und Pultpartner. Nach diesem Hammer Konzert ging es zurück zur Unterkunft, wo wir einen mysig (schwedisch für gemütlich, eines meiner schwedischen Lieblingswörter) Tacoabend verbracht haben. Tacoabend ist lustigerweise auch eine schwedische Tradition, doch bei uns waren es eher Wraps, aber dank unserem super Küchenchef Talha war uns das total egal, denn sie haben trotzdem HKOtastisch geschmeckt. Dies war unser letzter Abend in Tallnäs und deshalb haben wir den Abend mit Lagerfeuer, Gitarre, Gesang und Sauna ausklingen lassen. Man merkte aber schon, dass das viele Üben nicht allen gut tut, denn Doose kam auf die super schlaue Idee, einen ganzen Baum zu fällen und diesen komplett ins Feuer zu legen. Mit den Worten „So Kinnas, falls der Baum brennt, ist hier ein Eimer Wasser, ich geh in die Sauna, Tschüüüs!“ verabschiedete er sich und wart dann auch Stunden nicht mehr gesehen. Danke dafür. Spoiler: wir leben alle noch, also alles gut. Der Übeüberschuss, vielleicht war es aber auch Schlafmangel, machte sich aber nicht nur bei Doose bemerkbar, sondern auch bei Jens, der meinte, dass ein Kontrabass eigentlich nur ein E-Bass, gepaart mit Geige, auf Steroide ist. Und Frederike auf einmal von einer teilen Streppe redete. 

Am nächsten Tag ging es für uns schon auf nach Göteborg. Auf der Fahrt machte sich mal wieder der Schlafmangel bemerkbar, als ich so meinte: „Da ist ne Straßenlaterne umgefallen.“ Doose daraufhin fragte: „Wo denn?“ und ich antwortete „Auf dem Boden.“ (war eigentlich lustiger, als es jetzt klingt) In Göteborg waren wir in einem winzigen, aber trotzdem gemütlichen Hostel untergebracht. Also geräumig war es aber wirklich nicht. Wir zum Beispiel waren zu fünft plus Kontrabass in einem Miniatur-Zimmer. Die Mittagszeit hatten wir alle erstmal zur freien Verfügung, wo viele Gruppen etwas essen gegangen sind, oder einfach nur schöne Spaziergänge durch die Stadt gemacht haben. Am Nachmittag hatten wir noch bei rum (Riksförbundet unga Musikanter) einen Workshop zum Thema Vorstandsarbeit in einem Orchester. Es war super interessant und sehr praktisch für uns, da auf dieser Reise auch unsere nächsten Vorstandswahlen anstanden. Hierbei konnten wir alle mal wieder unsere Englisch Skills auspacken und alles in allem war es weder eine langweilige und triste Veranstaltung, sondern ein sehr lustiger Nachmittag. Am Abend haben wir noch gemeinsam im süßen Innenhof des Hostels gegessen und saßen noch gemütlich beisammen, denn um Null Uhr wurde gefeiert. Wir haben nämlich in Jens‘ Geburtstag hinein gefeiert. Wir haben ihm alle unsere Glückwünsche ausgesprochen und ihm unsere Geschenke gegeben. Irgendwie wurde auch ein Kuchen gebacken, der aber eher aussah wie Pudding, da wir keinen Ofen, sondern nur eine Mikrowelle hatten, aber geschmeckt hat er trotzdem. 

Am Sonntag hatten wir, nach einem ausgiebigen Frühstück in dem viel zu kleinen Essensraum, den Vormittag zur freien Verfügung in Göteborg. Einige sind zum Beispiel auf die Schären (kleine Inselgruppe vor der Stadt) gefahren, waren einkaufen, oder haben Jens‘ Geburtstag gefeiert. Danach ging es zurück zum Hostel, wo wir uns schon für unser nächstes Konzert fertig gemacht haben und sind dann mit Sack und Pack (also mit Bässen, Pauken, Celli und allem anderem Kram) mit der Straßenbahn zur Kirche gefahren. Wer sich das überlegt hat, weiß ich nicht mehr, aber diese Person war wohl nicht die hellste Kerze auf der Torte. In dem ganzen Kuddelmuddel hat dann auch noch Tino seinen Notenkoffer in der Bahn liegen gelassen. Und wenn ihn niemand eingesammelt hat, dann cruised er immer noch durch Göteborg. In der Haga Kyrka angekommen hatten wir noch Zeit für eine kurze Anspielprobe, denn dann ging schon ein Gottesdienst los, den unser Bläserensemble begleitete. Unterstützt wurden sie dabei von einem Hornisten aus unserem Partnerorchester aus Göteborg. Dieser hat uns auch bei unserem anschließenden Konzert unterstützt. Leider war dieses Konzert nicht ganz so stark besucht wie das in Värnamo, trotz aller Werbung, die wir noch mithilfe der Bläser kurz vor dem Konzert gemacht haben. Aber dennoch war es ein echt schönes Konzert. Nebenbei suchte Steffen den ganzen Abend verzweifelt seinen Rucksack mit seiner Kamera darin, bis er merkte, dass er ihn den ganzen Abend auf dem Rücken hatte. Zurück sind wir zum Glück entspannt mit dem Bus gefahren und haben danach nur noch gegessen und sind dann auch alle irgendwann früher oder später schlafen gegangen. Schloss

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück schon wieder weiter und nach einem kurzen Einkaufsstopp sind wir nach einer nicht allzu langen Fahrt schon an unserem nächsten Konzertort angekommen. Im Vadstena Schloss hatten wir dann auch nach einer guten Anspielprobe direkt unser nächstes Konzert, welches diese wunderschöne Reise abrundete. Diesmal war das Konzert auch wieder echt gut besucht und es gab einigen von uns einen kleinen Déjà-vu-Moment. Denn das Schloss und der Saal, in dem wir gespielt haben, ähnelten sehr dem Schloss in Kalmar 2019, vielleicht auch weil beide Schlösser von dem selbem Menschen gebaut wurden. Nach dem Konzert bekamen wir noch eine kleine, interessante Führung durch das Schloss und sind anschließend in unsere Herberge gefahren. Diese lag wieder, wie in Tallnäs, direkt am See und war eine echt schöne Anlage, auf der wir in unterschiedlichen Häusern aufgeteilt waren. Unter anderem gab es ein riesiges Zimmer, in welchem wir mit 14 Leuten geschlafen haben. Hier gab es das beste Abendessen der gesamten Reise, welches einfach nur köstlich, oder wie der Schwede sagen würde: utsökt, war. 

Am Montag hatten wir mal einen sehr entspannten Tag. Wir konnten etwas länger ausschlafen und hatten kein besonderes Programm den Tag über geplant. Wir hatten ihn zur freien Verfügung und einige von uns waren baden, Kanu fahren oder wandern, oder haben einfach nur geschlafen. Am Nachmittag stand aber noch ein kleines Fotoshooting am See an, da wir leider vergessen hatten, bei unseren Konzerten Bilder zu machen. Schön blöd! Aber dafür sind die Bilder echt ganz schick geworden, aber wir mussten uns komplett wieder in Schale werfen und alle unsere Instrumente zum Wasser schleppen. Nach einem, wieder vorzüglichen, Abendessen hatten wir abends unsere Orchesterversammlung, bei der Themen wie unser Befinden im Orchester, Feedback, Termine und das Reisedankeschön besprochen wurden. Teil der Orchesterversammlung war auch die Wahl eines neuen Vorstands, bei der Till für den Neumitgliederposten (vorher Björn), Luca für den Reiseposten (vorher Jens), Mareike für den Finanzposten (gab es vorher nicht aktiv) und ich für den Probenposten (vorher Doose) gewählt wurden. Klara hat ihr Amt für Administration beibehalten, aber dafür mussten wir leider das Amt des Konzertbeauftragten (vorher Johannes) streichen. Anschließend haben wir den Abend wieder gemütlich verbracht und haben um 00:00 Uhr wieder in einen Geburtstag hinein gefeiert. Am 10.08. hatten nämlich Kira und Iris Geburtstag und wir haben diesen gleich mit einem lustigen Spiel gestartet. Einige von uns haben dann noch beschlossen, die Nacht durchzumachen, aber andere sind auch todmüde ins Bett gefallen. 

Der leider schon letzte Tag bestand fast nur aus zusammenpacken und Bus fahren. Aber für den alten und den neuen Vorstand ging es noch mal ne Runde baden. Während unserer Fahrt haben wir noch drei Stopps an einer Schokoladenfabrik, einer Burgruine mit schöner Aussicht und zum Mittagessen bei MAX gemacht. So neigte sich unsere wunderschöne Konzertreise dem Ende zu und als der Bus in Lübeck ankam, wurde uns allen das Herz schwer. Diese Reise war so wunderschön und sollte jetzt schon vorbei sein? Sie ist zwar vorbei, aber ihre Erinnerungen bleiben ein Leben lang und darüber bin ich mehr als glücklich. Ich nehme euch alle gedanklich ganz fest in den Arm, denn ihr seid alle soooooo cool.

Melina Meyer